Deutschland seit 1945
Wahlen in der DDR
Volkskammer 1949-1990

Wahlergebnisse 1949-1986
  Ja Nein Berechtigt Abgegeben Gültig Ungültig Ja % Nein % Ungültig % WBT  
14./16.05.1949 7943949 4080272 13533000 12887234 12024221 863013 66,10 33,90 6,70 95,20
15.10.1950 12088745 35544 12325186 12139932 12131165 51187 99,72 0,28 k.A. 98,53  
17.10.1954 11828877 63972 12085380 11892849 k.A. bei "Nein" 99,46 0,54 bei "Nein %" 98,41
20.11.1958 k.A. k.A. 11848602 11717952 k.A. k.A. 99,87 0,13 0,12 98,90  
20.10.1963 k.A. k.A. 11621158 11533859 k.A. k.A. 99,95 0,05 0,04 99,25
02.07.1967 11197265 8005 11341729 11208816 11205270 2746 99,93 0,07 0,02 98,82  
14.11.1971 11207388 16951 11401090 11227535 11224339 3196 99,85 0,15 0,03 98,48
17.10.1976 11245023 15307 11425194 11262946 11260330 2616 99,86 0,14 0,02 98,58  
14.06.1981 12235515 16613 12352263 12255006 12252128 2878 99,86 0,14 0,02 99,21
08.06.1986 12392094 7512 12434444 12402013 12399606 2407 99,94 0,06 0,02 99,74  

Angaben zur Sitzverteilung am sog. "Runden Tisch" 1989/90 und zu den einzigen freien Wahlen zur Volkskammer am 18.3.1990 finden sich hier.

Erläuterungen
1949: Wahlen zum Dritten Volkskongress. Die Mitglieder des von diesem gewählten Zweiten Deutschen Volksrats konstituierten sich am 7.10.1949 als Provisorische Volkskammer der DDR.
1954: Ungültige und Nein-Stimmen von der amtlichen Statistik nicht getrennt ausgewiesen.
1958,1963: Angaben in absoluten Zahlen für Ja-, Nein-, Gültige und Ungültige Stimmen waren nicht verfügbar.

Der Erste und Zweite Volkskongress wurden nicht durch das Volk gewählt. Bei den Wahlen zum Dritten Volkskongress wurde ein großer Teil der ungültigen Stimmen als "Ja" gewertet. Der Wähler konnte bei keiner Wahl eine einzelne Partei oder Liste wählen, sondern hatte nur die Alternativen, für die Liste der Nationalen Front (auf der alle Bewerber kandidierten) mit "Ja" zu stimmen oder die gesamte Liste abzulehnen. Ab 1950 befand sich auf den Wahlzetteln kein Feld für "Nein" mehr und auch leere Wahlzettel in der Wahlurne wurden als "Ja" gewertet. Lediglich das Ausfüllen oder Ändern von Hand oder Ungültigmachen eines Wahlzettels wurde als Ablehnung oder ungültige Stimme gewertet. Im Lauf der Zeit setzte sich die Stimmabgabe per einfachem Einwurf des unausgefüllten, geknickten Wahlzettels in die Wahlurne durch. In den Wahllokalen gab es Wahlkabinen. Es bestand aber keine Pflicht zu ihrer Benutzung. In der Praxis wurden die vorhandenen Wahlkabinen kaum benutzt. Dadurch war das Wahlgeheimnis praktisch nicht gewährleistet.

Die Abgeordneten erzielten ab 1950 ihre Mandate auf der gemeinsame Liste der Nationalen Front der DDR. Auf dieser Liste erhielten neben den Parteien (SED, LDPD, DBD, CDU und NDPD) auch die größeren Massenorganisationen der DDR Mandate: der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB), die Freie Deutsche Jugend (FDJ), der Demokratische Frauenbund Deutschlands (DFD), der Kulturbund (KB) und gelegentlich die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) sowie die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN). Aufgrund der engen Verzahnung zwischen den Parteien und diesen Organisationen gehörte ein großer Teil der Mandatsinhaber der Massenorganisation ebenfalls einer Partei an. Das betraf besonders die SED. Dadurch verfügte die SED als Partei faktisch über eine absolute Mehrheit der Mandate in der Volkskammer. Da bei der Wahl nur die Liste der Nationalen Front kandidierte, konnte es also von vornherein zu keiner anderen als einer Mehrheit der SED-Mitglieder in der Volkskammer kommen.

Zusammensetzung der Volkskammer nach dem Mandat entlang der Liste der Nationalen Front 1949-1986
  SED VVN VdgB FDGB FDJ DFD KB KG SPD LDPD DBD CDU NDPD PL Insgesamt  
07.10.1949 90 10 5 30 10 10 10 5 5 45 15 45 15 35 330
15.10.1950 110 19 12 49 25 24 20 - 6 66 33 67 35 - 466  
17.10.1954 117 - 12 53 29 18 29 - - 52 52 52 52 - 466
20.11.1958 117 - 12 53 29 18 29 - - 52 52 52 52 - 466  
20.10.1963 127 - - 68 40 35 22 - - 52 52 52 52 - 500
02.07.1967 127 - - 68 40 35 22 - - 52 52 52 52 - 500  
14.11.1971 127 - - 68 40 35 22 - - 52 52 52 52 - 500
17.10.1976 127 - - 68 40 35 22 - - 52 52 52 52 - 500  
14.06.1981 127 - - 68 40 35 22 - - 52 52 52 52 - 500
08.06.1986 127 - 14 61 37 21 32 - - 52 52 52 52 - 500  

1949: Zweiter Deutscher Volksrat und Provisorische Volkskammer
1950-1986 Erste bis Neunte Volkskammer

KG: Konsumgenossenschaften
SPD: 1949 Sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft; 1950 Mandate der SPD für Berlin-Ost
PL: "Einzelpersönlichkeiten"

Exemplarische Zusammensetzung nach der Partei-Zugehörigkeit und dem Mandat auf der Liste der Nationalen Front für die VII. Volkskammer nach der Wahl am 17.10.1976
  Partei-Zugehörigkeit  
SED LDPD DBD CDU NDPD Keine/unbekannt Insgesamt %  
Mandat SED 127 - - - - - 127 25,4  
LDPD - 52 - - - - 52 10,4  
DBD - - 52 - - - 52 10,4  
CDU - - - 52 - - 52 10,4  
NDPD - - - - 52 - 52 10,4  
FDGB 56 1 0 0 0 11 68 13,6  
FDJ 35 0 0 1 0 4 40 8,0  
DFD 32 1 0 1 0 1 35 7,0  
KB 18 0 0 0 1 3 22 4,4  
Insgesamt 268 54 52 54 53 19 500 100,0  
% 53,6 10,8 10,4 10,8 10,6 3,8 100,0    

Quellenverzeichnis
Mandatsverteilung 1949
Koch, Manfred 1990: Volkskongreßbewegung und Volksrat; in: Broszat, Martin und Hermann Weber (Hrsg.): SBZ-Handbuch. München: Oldenbourg. S.345ff.
Erläuterungen 1949
Eigene Darstellung nach den Angaben in: Braun, Günter 1990: Wahlen und Abstimmungen; in: Broszat, Martin und Hermann Weber (Hrsg.): SBZ-Handbuch. München: Oldenbourg. S.381ff.
Wahlen und Zusammensetzung
-1949: Deutschlands Stimme. Wochenblatt der Volksbewegung für Einheit und gerechten Frieden, Nr. 21 vom 22.05.1949, S.1.
-1950, 1954: Statistisches Amt der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.) 1957: Statistisches Jahrbuch der Deutschen Demokratischen Republik 1956. Berlin: Deutscher Zentral-Verlag. S.87ff.
-1958: Volkskammer der DDR in Verbindung mit dem Deutschen Institut für Zeitgeschichte (Hrsg.) 1959: Handbuch der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik. Berlin: Kongreß-Verlag. S.84.
-1963: Präsidium der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik mit Unterstützung der Presseabteilung der Kanzlei des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.) 1964: Die Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik: Die Abgeordneten der Volkskammer nach den Wahlen vom 20. Oktober 1963. Berlin: Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik. S.81.
-1967: Präsidium der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik mit Unterstützung der Presseabteilung der Kanzlei des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.) 1968: Die Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik: Die Abgeordneten der Volkskammer nach den Wahlen vom 2. Juli 1967. Berlin: Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik. S.75.
-1971: Präsidium der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik mit Unterstützung der Presseabteilung der Kanzlei des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.) 1972: Die Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik: Die Abgeordneten der Volkskammer nach den Wahlen vom 14. November 1971. Berlin: Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik. S.765.
-1976: Präsidium der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik mit Unterstützung der Presseabteilung der Kanzlei des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.) 1977: Die Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik: Die Abgeordneten der Volkskammer nach den Wahlen vom 17. Oktober 1976. Berlin: Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik. S.26.
-1976 (Vergleich der Zusammensetzung): Schneider, Eberhard 1980: Die Wahlen zur Volkskammer der DDR 1976 und zum Obersten Sowjet der UdSSR 1979; in: Berichte des Bundesinstituts für ostwissenschaftliche und internationale Studien 1980/11. Köln: Selbstverlag. S.25-31.
-1981: Präsidium der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik mit Unterstützung der Presseabteilung der Kanzlei des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.) 1981: Die Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik: Die Abgeordneten der Volkskammer nach den Wahlen vom 14. Juni 1981. Berlin: Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik. S.26.
-1986: Präsidium der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik mit Unterstützung der Presseabteilung der Kanzlei des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.) 1987: Die Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik: Die Abgeordneten der Volkskammer nach den Wahlen vom 8. Juni 1986. Berlin: Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik. S.26.

Zuletzt aktualisiert: 27.01.2013
Valentin Schröder
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