Deutschland seit 1945
1945-1949
Volkskongress und Volksrat in der Sowjetischen Besatzungszone bis 1949

Erläuterungen
Die Teilnehmer des "1. Volkskongresses für Einheit und gerechten Frieden" am 6. und 7. Dezember 1947 wurden nicht gewählt, sondern von den auf dem Kongress vertretenen Parteien und Organisationen delegiert. Diese Delegierten wählten am 7.12.1947 einen "Ständigen Ausschuss" als beratendes und beschließendes Organ für die Zeit zwischen Zusammentritten des Volkskongresses. Das Ergebnis dieser Wahl ließ sich nicht ermitteln.
Die Teilnehmer des "2. Volkskongresses für Einheit und gerechten Frieden" am 17. und 18. März 1948 wurden in einem identischen Verfahren bestimmt. Für die Beratung und Beschlüsse zwischen Zusammentritten des Volkskongresses wurde nun ein "Deutscher Volksrat" eingerichtet. Der Volksrat bestand aus 400 Mitgliedern, von denen 300 für die sowjetisch besetzte Zone (SBZ) und 100 für die drei anderen Zonen vorgesehen waren. Die Inhaber der 300 Mandate dieses 1. Volksrats für die SBZ wurden am 18.3.1948 von den Teilnehmern des Volkskongresses gewählt. Von den bei dieser Wahl abgegebenen 1684 Stimmen waren 7 Ungültig und 1677 Gültig. Von diesen 1677 Stimmen lauteten 1650 auf die vom Präsidium des Volkskongresses vorgelegte Vorschlagsliste für die Mitglieder des Volksrats und 27 auf "andere Namen, als vorgeschlagen". Die genaue Zusammensetzung des 1. Volksrats ist, entgegen einer gelegentlichen solchen Darstellung nicht bekannt, weil die Mitgliederliste des Volksrats (veröffentlicht in: Deutschlands Stimme, Nr. 12/1948) sich zum einen nur auf die 300 Mitglieder der SBZ bezieht und zum anderen nur 220 Namen enthält.
Der "3. Volkskongress für Einheit und gerechten Frieden" wurde teils am 15. und 16. Mai 1949 von der Bevölkerung der SBZ gewählt (1441 der 2088 Teilnehmer), teils von Parteien und Organisationen in den Westzonen delegiert (528 Teilnehmer) und teils vom Präsidium des 1. Volksrats zunächst als Gast geladen und dann kooptiert (119 Teilnehmer). Die Wähler in der SBZ konnten jedoch nicht einzelne Listen oder Kandidaten wählen, sondern nur einem einheitlichen Vorschlag der allein kandidierenden "Nationalen Front" zustimmen oder diesen ablehnen. Der vom 3. Volkskongress abermals zur Beratung und Beschließung zwischen seinen Zusammentritten vorgesehene "2. Deutsche Volksrat" wurde, wie bereits der 1. Volksrat nur zum Teil unmittelbar von den Teilnehmern des Volkskongresses gewählt, und zwar nur die 330 für die SBZ vorgesehen Mitglieder. Das Wahlergebnis ließ sich nicht ermitteln. Die 70 für die Westzonen vorgesehenen Mitglieder wurden nach Tagungsende von den Teilnehmern aus den Westzonen dem Volksrat vorgeschlagen und von diesem als Mitglieder des Volksrats bestätigt. Da die Namen dieser 70 Personen geheim gehalten wurden, ließ sich über diesen Teil der Mitglieder und die ihrer Mitgliedschaft zugrunde liegenden Wahlverfahren und -ergebnisse im Einzelnen nichts ermitteln.
Die Mitglieder für die SBZ des 2. Volksrats erklärten sich am 7.10.1949, dem Tag der Konstituierung der DDR, zur "Provisorischen Volkskammer".

Zusammensetzung der Volkskongresse und der von diesen gewählten Gremien
Körperschaft Datum SED LDPD CDU DBD NDPD VVN VdgB FDGB FDJ DFD KB Gen. KPD SPD Sonstige Insgesamt  
1. Volkskongress 06./07.12.1947 651 253 219 - - 40 13 212 94 56 25 - 242 91 319 2215
Ständiger Ausschuss 07.12.1947 9 7 5 - - - 1 6 2 4 - - 2 4 6 46  
2. Volkskongress 17./18.03.1948 385 219 191 - - 78 62 309 149 95 63 - 119 105 214 1989
1. Volksrat 18.03.1948 . . . - - . . . . . . - - . . 400  
3. Volkskongress 29./30.05.1949 360 216 216 108 108 53 38 144 72 53 72 - - - 732 2172
2. Volksrat 30.05.1949 90 45 45 15 15 10 5 30 10 10 10 5 - 5 105 400  
Provisorische Volkskammer 07.10.1949 90 45 45 15 15 10 5 30 10 10 10 5 - 5 35 330  

-SED: Ständiger Ausschuss: davon SED 7, "Arbeitsgemeinschaft SED/KPD" 2; 2. Volkskongress davon SED 360, "Arbeitsgemeinschaft SED/KPD" 25
-FDGB: 2. Volkskongress: "Gewerkschaften"
-Gen.: Genossenschaften
-SPD: Ständiger Ausschuss: "SPD der Westzonen"; 2. Volksrat, Provisorische Volkskammer: "SPD/Berlin"
-Sonstige: 1. Volkskongress: Differenz aus der Gesamtzahl der Delegierten und der Summe aller politische zugeordneten Delegierten; Ständiger Ausschuss: "Weitere Persönlichkeiten"; 2. Volkskongress: davon Parteilose 156, "Sonstige Organisationen" 58; 2. Volksrat: davon Nicht ermittelbar 70, "Sonstige Persönlichkeiten" 35; Provisorische Volkskammer: "Sonstige Persönlichkeiten"

Ergebnis der Wahl zum 3. Volkskongress in der Sowjetischen Besatzungszone am 15./16.5.1949
  Berechtigt Abgegeben WBT Gültig Ungültig Ungültig % Ja Nein Ja % Nein %  
Gesamtergebnis in der Sowjetisch besetzten Zone 13533000 12887234 95 12024221 863013 7 7943949 4080272 66 34  

Es konnte nur mit "Ja" oder "Nein" für oder gegen die "Einheitsliste der Nationalen Front" gestimmt werden, auf der alle Bewerber kandidierten.

Quellenverzeichnis
1. Volkskongress, Ständiger Ausschuss: o.A. 1948: Protokoll des I. Deutschen Volkskongresses für Einheit und gerechten Frieden am 6. und 7. Dezember 1947. Berlin: Selbstverlag. S. 96.
2. Volkskongress, Wahl des (1.) Volksrats: o.A. 1948: Protokoll des 2. Deutschen Volkskongresses für Einheit und gerechten Frieden am 17. und 18. März 1948. Berlin: Selbstverlag. S. 151-153.
1. Volksrat: Deutschlands Stimme, Nr. 12/1948.
3. Volkskongress (Wahlergebnis): Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen (Hrsg.) 1964: Die Wahlen in der Sowjetzone: Dokumente und Materialien. 6. Aufl. Berlin (West): Deutscher Bundes-Verlag. S.18-20.
3. Volkskongress (Teilnehmer): o.A. 1949: Informationsdienst des Deutschen Volksrats, Nr. 4-5/1949.
2. Volksrat: Deutschlands Stimme, Nr. 23/1949.
Provisorische Volkskammer: Schöneburg, K.-H., R. Mand, H. Leichtfuß und K. Urban 1966: Vom Werden unseres Staates. Eine Chronik. Bd. 1 1945-1949. Berlin: Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik. Passim.

Zuletzt aktualisiert: 06.01.2011
Valentin Schröder
Impressum