Erläuterungen
Die Teilnehmer des "1. Volkskongresses für Einheit und gerechten Frieden" am 6. und 7. Dezember 1947 wurden nicht gewählt, sondern von den auf dem Kongress vertretenen Parteien und Organisationen delegiert. Diese Delegierten wählten am 7.12.1947 einen "Ständigen Ausschuss"
als beratendes und beschließendes Organ für die Zeit zwischen Zusammentritten des Volkskongresses. Das Ergebnis dieser Wahl ließ sich nicht ermitteln.
Die Teilnehmer des "2. Volkskongresses für Einheit und gerechten Frieden" am 17. und 18. März 1948 wurden in
einem identischen Verfahren bestimmt. Für die Beratung und Beschlüsse zwischen Zusammentritten des Volkskongresses wurde nun ein "Deutscher Volksrat" eingerichtet. Der Volksrat bestand aus 400 Mitgliedern, von denen 300 für die sowjetisch besetzte Zone (SBZ) und 100 für die drei
anderen Zonen vorgesehen waren. Die Inhaber der 300 Mandate dieses 1. Volksrats für die SBZ wurden am 18.3.1948 von den Teilnehmern des Volkskongresses gewählt. Von den bei dieser Wahl abgegebenen 1684 Stimmen waren 7 Ungültig und 1677 Gültig. Von diesen 1677
Stimmen lauteten 1650 auf die vom Präsidium des Volkskongresses vorgelegte Vorschlagsliste für die Mitglieder des Volksrats und 27 auf "andere Namen, als vorgeschlagen". Die genaue Zusammensetzung des 1. Volksrats ist, entgegen einer gelegentlichen solchen Darstellung
nicht bekannt, weil die Mitgliederliste des Volksrats (veröffentlicht in: Deutschlands Stimme, Nr. 12/1948) sich zum einen nur auf die 300 Mitglieder der SBZ bezieht und zum anderen nur 220 Namen enthält.
Der "3. Volkskongress für Einheit und gerechten Frieden" wurde teils am 15. und 16. Mai 1949 von der Bevölkerung der SBZ gewählt (1441 der 2088 Teilnehmer), teils von Parteien und Organisationen in den Westzonen delegiert (528 Teilnehmer) und teils vom Präsidium des 1. Volksrats
zunächst als Gast geladen und dann kooptiert (119 Teilnehmer). Die Wähler in der SBZ konnten jedoch nicht einzelne Listen oder Kandidaten wählen, sondern nur einem einheitlichen Vorschlag der allein kandidierenden "Nationalen Front"
zustimmen oder diesen ablehnen. Der vom 3. Volkskongress abermals zur Beratung und Beschließung zwischen seinen Zusammentritten vorgesehene "2. Deutsche Volksrat" wurde, wie bereits der 1. Volksrat nur zum Teil unmittelbar von den Teilnehmern des Volkskongresses gewählt, und zwar nur die 330 für die SBZ vorgesehen Mitglieder. Das Wahlergebnis ließ sich
nicht ermitteln. Die 70 für die Westzonen vorgesehenen Mitglieder wurden nach Tagungsende von den Teilnehmern aus den Westzonen dem Volksrat vorgeschlagen und von diesem als Mitglieder des Volksrats bestätigt. Da die Namen dieser 70 Personen geheim gehalten wurden,
ließ sich über diesen Teil der Mitglieder und die ihrer Mitgliedschaft zugrunde liegenden Wahlverfahren und -ergebnisse im
Einzelnen nichts ermitteln.
Die Mitglieder für die SBZ des 2. Volksrats erklärten sich am 7.10.1949, dem Tag der Konstituierung der DDR, zur "Provisorischen Volkskammer".
Körperschaft | Datum | SED | LDPD | CDU | DBD | NDPD | VVN | VdgB | FDGB | FDJ | DFD | KB | Gen. | KPD | SPD | Sonstige | Insgesamt | |
1. Volkskongress | 06./07.12.1947 | 651 | 253 | 219 | - | - | 40 | 13 | 212 | 94 | 56 | 25 | - | 242 | 91 | 319 | 2215 | |
Ständiger Ausschuss | 07.12.1947 | 9 | 7 | 5 | - | - | - | 1 | 6 | 2 | 4 | - | - | 2 | 4 | 6 | 46 | |
2. Volkskongress | 17./18.03.1948 | 385 | 219 | 191 | - | - | 78 | 62 | 309 | 149 | 95 | 63 | - | 119 | 105 | 214 | 1989 | |
1. Volksrat | 18.03.1948 | . | . | . | - | - | . | . | . | . | . | . | - | - | . | . | 400 | |
3. Volkskongress | 29./30.05.1949 | 360 | 216 | 216 | 108 | 108 | 53 | 38 | 144 | 72 | 53 | 72 | - | - | - | 732 | 2172 | |
2. Volksrat | 30.05.1949 | 90 | 45 | 45 | 15 | 15 | 10 | 5 | 30 | 10 | 10 | 10 | 5 | - | 5 | 105 | 400 | |
Provisorische Volkskammer | 07.10.1949 | 90 | 45 | 45 | 15 | 15 | 10 | 5 | 30 | 10 | 10 | 10 | 5 | - | 5 | 35 | 330 |
-SED: Ständiger Ausschuss: davon SED 7, "Arbeitsgemeinschaft SED/KPD" 2; 2. Volkskongress davon SED 360, "Arbeitsgemeinschaft SED/KPD" 25
-FDGB: 2. Volkskongress: "Gewerkschaften"
-Gen.: Genossenschaften
-SPD: Ständiger Ausschuss: "SPD der Westzonen"; 2. Volksrat, Provisorische Volkskammer: "SPD/Berlin"
-Sonstige: 1. Volkskongress: Differenz aus der Gesamtzahl der Delegierten und der Summe aller politische zugeordneten Delegierten; Ständiger Ausschuss: "Weitere Persönlichkeiten"; 2. Volkskongress: davon Parteilose 156,
"Sonstige Organisationen" 58; 2. Volksrat: davon Nicht ermittelbar 70, "Sonstige Persönlichkeiten" 35; Provisorische Volkskammer: "Sonstige Persönlichkeiten"
Berechtigt | Abgegeben | WBT | Gültig | Ungültig | Ungültig % | Ja | Nein | Ja % | Nein % | ||||||
Gesamtergebnis in der Sowjetisch besetzten Zone | 13533000 | 12887234 | 95 | 12024221 | 863013 | 7 | 7943949 | 4080272 | 66 | 34 |
Es konnte nur mit "Ja" oder "Nein" für oder gegen die "Einheitsliste der Nationalen Front" gestimmt werden, auf der alle Bewerber kandidierten.
Quellenverzeichnis
1. Volkskongress, Ständiger Ausschuss:
o.A. 1948: Protokoll des I. Deutschen Volkskongresses für Einheit und gerechten Frieden am 6. und 7. Dezember 1947. Berlin: Selbstverlag. S. 96.
2. Volkskongress, Wahl des (1.) Volksrats:
o.A. 1948: Protokoll des 2. Deutschen Volkskongresses für Einheit und gerechten Frieden am 17. und 18. März 1948. Berlin: Selbstverlag. S. 151-153.
1. Volksrat:
Deutschlands Stimme, Nr. 12/1948.
3. Volkskongress (Wahlergebnis):
Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen (Hrsg.) 1964: Die Wahlen in der Sowjetzone: Dokumente und Materialien. 6. Aufl. Berlin (West): Deutscher Bundes-Verlag. S.18-20.
3. Volkskongress (Teilnehmer):
o.A. 1949: Informationsdienst des Deutschen Volksrats, Nr. 4-5/1949.
2. Volksrat:
Deutschlands Stimme, Nr. 23/1949.
Provisorische Volkskammer:
Schöneburg, K.-H., R. Mand, H. Leichtfuß und K. Urban 1966: Vom Werden unseres Staates. Eine Chronik. Bd. 1 1945-1949. Berlin: Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik. Passim.
Zuletzt aktualisiert: 06.01.2011
Valentin Schröder
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