Deutschland vor 1918
Landtagswahlen
Fürstentum Lippe

Ergebnisse für die 1. Klasse

Für die 1. Klasse sind die Wahlergebnisse unbekannt.

Ergebnisse in Prozent für die 2. Klasse (1. Wahlgang)
  SPD Linksliberale Liberale NLP Frei-Konservative Konservative Antisemiten Zersplittert Parteilos Nicht ausgewiesen Wahl-beteiligung Ungültig %  
1876 - 21,3 2,0 46,2 - 19,4 - - - 11,1 . .  
1880 - 21,6 9,4 23,3 - 36,7 - 4,6 3,1 1,2 . .  
1884 - 41,0 10,5 10,7 - 37,8 - - - - . .  
1888 - 18,6 11,0 21,1 - 36,8 - 11,4 1,2 - 66,9 .  
1892 - 1,9 15,5 27,8 4,1 48,7 - - 2,0 - 74,1 .  
1896 - 34,7 3,3 31,6 - 28,8 - - 1,7 - 69,0 .  
1900 - 17,3 16,4 12,4 - 51,9 - 2,0 - - 69,3 .  
1904 - 16,8 20,2 15,2 - 46,1 - 1,1 0,5 0,1 72,3 .  
1908 - 26,8 17,2 - - 55,3 - - 0,4 0,3 80,6 .  
20.-22.01.1913 1,0 - 43,3 - - 49,5 - 5,2 0,4 0,5 79,4 .  

-Linksliberale: 1876-1888 Fortschrittlich; 1892-1900 Freisinnig; 1904 davon Freisinnig 10,1%, Nationalliberal/Freisinnig 6,7%; 1908 davon Freisinnig 15,5%, Nationalliberal/Freisinnig 11,3%
-Liberale: ab ca. 1900 stellten Linksliberale und Nationalliberale offenbar zunehmend nur einen Kandidaten pro Wahlkreis auf, den die jeweils nicht kandidierende Partei unterstützte.
-Zersplittert: "Verschiedene" laut Quelle
-Nicht ausgewiesen: Differenz der Angaben zu "Wähler" in der Quelle und der Summe der gültigen Stimmen für die Kandidaten

Ergebnisse in Prozent für die 3. Klasse (1. Wahlgang)
  SPD Linksliberale Liberale NLP Frei-Konservative Konservative Antisemiten Zersplittert Parteilos Nicht ausgewiesen Wahl-beteiligung Ungültig %  
1876 - 43,7 1,5 24,7 - 22,0 - - 0,4 7,7 . .  
1880 - 59,0 4,4 - - 33,2 - 0,2 3,1 0,0 . .  
1884 - 64,1 - - - 35,9 - - - - . .  
1888 - 62,0 - 5,1 - 29,7 - 3,2 - 0,0 29,0 .  
1892 6,1 49,8 7,2 11,6 7,9 16,6 - - 0,7 0,0 32,2 .  
1896 8,3 57,6 1,3 - - 27,0 - 4,9 0,9 - 26,7 .  
1900 24,0 59,5 0,2 - - 11,9 - 4,3 - - 37,6 .  
1904 27,1 30,8 34,5 - - 6,6 - - 0,8 0,2 37,2 .  
1908 26,2 - 45,5 - - 17,6 - 10,3 0,2 0,3 55,6 .  
20.-22.01.1913 39,4 - 45,4 - - 10,9 3,3 - 0,5 0,4 61,6 .  

-Linksliberale: 1876-1888 Fortschrittlich; 1892-1896 Freisinnig; 1900 davon Freisinnig 29,7%, Parteilos/Sozialliberal 12,7%, Sozialliberal 12,1%, Freisinnig 5%; 1904 Freisinnig
-Liberale: ab ca. 1900 stellten Linksliberale und Nationalliberale offenbar zunehmend nur einen Kandidaten pro Wahlkreis auf, den die jeweils nicht kandidierende Partei unterstützte.
-Zersplittert: "Verschiedene" laut Quelle
-Nicht ausgewiesen: Differenz der Angaben zu "Wähler" in der Quelle und der Summe der gültigen Stimmen für die Kandidaten

Mandatsverteilung
  SPD Linksliberale NLP Konservative Christlich-Sozial Unbekannt Insgesamt  
1876 - . 5 . . 16 21  
1880 - . 3 . . 18 21  
1884 - . 2 . . 19 21  
1888 - . 2 . . 19 21  
1892 0 . 3 . . 18 21  
1896 0 . 2 . . 19 21  
1900 4 . 3 . . 14 21  
1904 3 . 3 . . 15 21  
1908 1 . 2 . . 18 21  
20.-22.01.1913 1 7 2 10 1 - 21  

Im Landag bestanden keine Fraktionen nach Parteizugehörigkeit, sondern nur eine "Linke" (SPD, Linksliberale, Liberale, Nationalliberale) und eine "Rechte" (Konservative, Agrarier).

Ergebnisse in Stimmen für die 2. Klasse
  SPD Linksliberale Liberale NLP Frei-Konservative Konservative Antisemiten Zersplittert Parteilos Nicht ausgewiesen Berechtigt Abgegeben Gültig Ungültig  
1876 - 273 26 592 - 248 - - - 142 . . 1281 .  
1880 - 220 96 237 - 374 - 47 32 12 . 1017 1018 .  
1884 - 448 115 117 - 413 - - - - . 1093 1093 .  
1888 - 219 129 248 - 434 - 134 14 - 1748 1169 1178 .  
1892 - 26 216 389 58 681 - - 28 - 1887 1398 1398 .  
1896 - 586 55 533 - 486 - - 28 - 2445 1688 1688 .  
1900 - 305 288 218 - 912 - 35 - - 2538 1758 1758 .  
1904 - 329 395 298 - 902 - 21 10 1 2707 1957 1956 .  
1908 - 647 414 - - 1333 - - 10 7 2992 2411 2411 .  
20.-22.01.1913 31 - 1360 - - 1554 - 164 14 17 3953 3138 3140 .  

Linksliberale: 1904 davon Freisinnig 198, Nationalliberal/Freisinnig 131; 1908 davon Freisinnig 374, Nationalliberal/Freisinnig 273

Ergebnisse in Stimmen für die 3. Klasse
  SPD Linksliberale Liberale NLP Frei-Konservative Konservative Antisemiten Zersplittert Parteilos Nicht ausgewiesen Berechtigt Abgegeben Gültig Ungültig  
1876 - 3238 114 1828 - 1626 - - 29 570 . 7405 7405 .  
1880 - 2535 191 - - 1426 - 8 133 2 . 4288 4295 .  
1884 - 4141 - - - 2320 - - - - . 6461 6461 .  
1888 - 3994 - 328 - 1914 - 206 - 3 22207 6445 6445 .  
1892 420 3410 491 798 542 1139 - - 50 3 21277 6853 6853 .  
1896 522 3600 80 - - 1686 - 308 59 - 23392 6255 6255 .  
1900 2151 5330 19 - - 1070 - 388 - - 23841 8958 8958 .  
1904 2557 2909 3263 - - 623 - - 80 16 25414 9448 9448 .  
1908 3707 - 6441 - - 2488 - 1455 28 39 25485 14158 14158 .  
20.-22.01.1913 7101 - 8183 - - 1957 600 - 94 70 29218 18005 18005 .  

Linksliberale: 1900 davon Freisinnig 2659, Parteilos/Sozialliberal 1140, Sozialliberal 1086, Freisinnig (?) 445; 1904 Freisinnig

Erläuterungen zum Wahlrecht Der Landtag bestand nach dem Wahlgesetz vom 3.6.1876 aus 21 für 4 Jahre gewählten Abgeordneten, von den je 7 in 3 Abteilungen gewählt wurden. Die 1. Abteilung bestand aus den höchstbesteuerten Wahlberechtigten. Diejenigen von ihnen, die jährlich mindestens 90 RM Grundsteuer zahlten, wählten davon 5; diejenigen, die jährlich mindestens 180 RM Einkommensteuer zahlten, 2 Abgeordnete. Die 2. Abteilung bestand aus denjenigen Wahlberechtigten, die jährlich mindestens 36 RM Steuern zahlten und nicht zur 1. Abteilung gehörten. Alle anderen Wahlberechtigten bildeten die 3. Abteilung. Die je 7 Abgeordneten der 2. und 3. Abteilung wurden in 7 Wahlkreisen in geheimer und direkter Wahl gewählt.

Zur Quellenlage und deren Folgen für die Angaben hier
Die Ergebnisse von Wahlen wurden von den Behörden vieler deutscher Staaten zunächst nur unvollständig oder gar nicht dokumentiert und veröffentlicht. Erst ab ca. 1848 begannen die meisten Staaten, Angaben zu Wahlen amtlich zu erfassen und zu veröffentlichen. Von Staat zu Staat, bzw. ab 1867/71 von Bundesstaat zu Bundesstaat, unterschieden sich die Angaben für die jeweiligen Landtagswahlen aber sehr stark. Oft wurden nur Informationen zur wahlrechtlichen Zusammensetzung der Wählerschaft dokumentiert, die für die Durchführung der Wahlen relevant waren, insbesondere die Zahl der Wähler pro Wählerklasse bei ungleichem Wahlrecht oder die Zahl der Wähler und Wahlmänner in den Wahlkreisen bei indirektem Wahlrecht. Nur in einigen Bundesstaaten wurden zumindest seit den 1860er Jahren auch Wahlergebnisse im heute gebräuchlichen Sinne dokumentiert und veröffentlicht, also Stimmenzahlen für die Kandidaten, die Zahl der Wahlberechtigten, abgegebenen, gültigen und ungültigen Stimmen und die resultierende Mandatsverteilung nach Parteien. Zusätzlich unterbrachen einige Bundesstaaten diese Dokumentation zeitweise, schränkten sie ein und/oder änderten die dortigen Angaben. Außerdem wurden einige Angaben offenbar zwar amtlich erhoben, aber nicht auch veröffentlicht. Diese oftmals lückenhafte amtliche Dokumentation kann für einige Bundesstaaten durch nichtamtliche Veröffentlichungen ergänzt werden, insbes. Jahrbücher wie z.B. Roloff (1906) oder Veröffentlichungen der Parteien selbst, z.B. Kalkoff (1917). Außerdem existiert für einige Bundesstaaten mittlerweile Sekundärliteratur zu den Abgeordneten und damit in der Regel auch zur Zusammensetzung der Landesparlamente nach Fraktionen. Dadurch lassen sich die Ergebnisse der Landtagswahlen für viele Bundesstaaten gar nicht oder nur teilweise ermitteln.
Das lässt sich am Beispiel des Königreichs Sachsen verdeutlichen. Die sächsische amtliche Statistik verzeichnet im Zeitraum 1869-1896 partei- und wahlkreisgenaue Angaben für alle Wahlen zur Zweiten Kammer der Ständeversammlung. Im Zeitraum 1897-1908 enthält sie nur wahlkreisgenaue Angaben zu den Zahlen der Urwähler und Wahlmänner entlang der neu eingeführten drei Wählerklassen. Im Zeitraum 1909-1918 schließlich legt sie wieder partei- und wahlkreisgenau die Ergebnisse dar. Das Statistische Jahrbuch für Sachsen von 1913 liefert wiederum für die Zeit 1903-1908 (also für einen Zeitraum, zu dem die entsprechenden unmittelbar die Wahlen betreffenden amtlichen Veröffentlichungen dazu schweigen) auch Angaben zu den Stimmen für die Kandidaten der SPD auf der einen Seite und aller anderen Parteien auf der anderen. Bei Kalkoff 1917 finden sich zudem Mandatsangaben für den Zeitraum 1887-1916. Dadurch lassen sich für Sachsen die Wahlergebnisse der Landtagswahlen zum Teil und die jeweiligen Mandatsverteilungen komplett ermitteln.
Allerdings bestanden nicht in allen Parlamentskammern ab 1848 überhaupt Fraktionen oder Fraktionen entlang der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Partei. Oftmals wurden diese erst ungefähr um 1900 gebildet. Das betrifft besonders die kleinere Bundesstaaten. Dort ist die amtliche Dokumentation auch besonders lückenhaft oder fehlt. Besonders für die kleineren Bundesstaaten liegen daher meist nur Angaben zur Mandatsverteilung vor, und dies oft nur für die Wahlen ab ca. 1900.

Quellenverzeichnis
Ergebnisse in Stimmen: Steinbach, Peter 1993: Der Lipper als Reichstags- und Landtagswähler im Deutschen Kaiserreich. Statistik der Reichstags- und Landtagswahlergebnisse im Fürstentum Lippe 1867-1916. Passau: Wissenschaftsverlag Rothe.
Mandate für NLP 1876-1908, Erläuterungen: Kalkoff, Hermann (Hrsg.) 1917: Nationalliberale Parlamentarier 1967-1917 des Reichstages und der Einzellandtage. Beiträge zur Parteigeschichte herausgegeben aus Anlass des fünfzigjährigen Bestehens der nationalliberalen Partei Deutschlands. Berlin: Schriftenvertriebsstelle der nationalliberalen Partei Deutschlands. S.475ff.
Mandate für SPD 1900-1908: Schröder, Wilhelm Heinz 1995: Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1867-1933: Biographien - Chronik - Wahldokumentation. Düsseldorf: Droste.
Mandate 1913: Riek, Ludwig (Hrsg.) 1915: Schulthess' Europäischer Geschichtskalender 29 (1913). München: Beck. S. 26.
Zusätzlich: Roloff, Gustav (Hrsg.) 1906: Schulthess' Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. 21. Jahrgang 1905. München: C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung.

Die Angaben zu allen Ergebnissen in Prozent und zur Mandatsverteilung gehen auf eigene Berechnungen nach den Angaben in o.a. Quellen zurück. Die Gestaltung der Tabellen unterliegt auch insoweit dem Urheberrecht.

Zuletzt aktualisiert: 01.11.2020
Valentin Schröder
Impressum