Deutschland seit 1945
Landtagswahlen
Land Nordrhein-Westfalen (Zweitstimmen)
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Parteiensystem, Parteien und Kabinette seit 1945

Für die Darstellung des Parteiensystems im Vergleich zu den Parteiensystemen der anderen Bundesländer werden Maßzahlen verwendet. Sie sind in der folgenden Tabelle dargestellt und werden hier erläutert.

  Periode   Kandidaturen (Wahlen)   Format (Wahlen)   ENP (Wahlen)   Volatilität (Wahlen)   ENP (Parlament)   Format (Kabinett)   ENP (Kabinett)  
      Alle Länder NW   Alle Länder NW   Alle Länder NW   Alle Länder NW   Alle Länder NW   Alle Länder NW   Alle Länder NW  
  1946-1964   7,1 8,4   5,9 6,0   3,2 3,1   12,8 10,0   2,8 2,8   2,7 2,9   2,0 1,9  
  1965-1989   8,2 10,6   5,0 4,2   2,5 2,3   6,7 5,1   2,3 2,2   1,5 1,7   1,2 1,2  
  1990-2010   14,0 22,4   7,8 6,8   3,4 3,0   11,5 8,1   2,9 2,7   1,7 1,9   1,4 1,3  
  2011-2022   17,0 25,7   10,2 9,7   4,5 4,2   14,6 16,6   3,7 3,5   2,1 2,0   1,8 1,7  

Parteiensystem
Das Parteiensystem bei Landtagswahlen in NRW ist einerseits durch überdurchschnittlich viele Kandidaturen von Parteien und Bewerbenden gekennzeichnet. Ihre Anzahl war etwa im Zeitraum 2011-2022 mit durchschnittlich 25,7 rund anderthalbmal so hoch wie der Durchschnitt der Landtagswahlen aller Bundesländer. Andererseits ist das Format des Parteiensystems, berechnet als Anzahl von Parteien mit mindestens 0,5 Prozent der gültigen Stimmen (also einem Stimmenanteil, der für mindestens ein Landtagsmandat rechnerisch mindestens nötig wäre), seit den 1960er Jahren kleiner als der Durchschnitt aller Länder. Die Fragmentierung des Parteiensystems, gemessen als ENP aller Parteien bei Wahlen, ist sogar schon seit der ersten Landtagswahl 1947 vergleichsweise gering. Deutlich unterdurchschnittlich war bis in die 2000er Jahre auch die Volatilität des Parteiensystems, gemessen als summierte Veränderungen der Stimmenanteile jeder Partei von Landtagswahl zu Landtagswahl. Erst im Zeitraum seit 2011 ist die Volatilität geringfügig überdurchschnittlich. Die bundesweite Entwicklung der Fragmentierung und Volatilität von Parteiensystemen bei Landtagswahlen ist auch in NRW erkennbar: Zunächst ging beides zurück und steigt seit den 1980er Jahren an. Werden nur die im Landtag vertretenen Parteien betrachtet, ist die Fragmentierung des (Parlaments-)Parteiensystems im Bundesvergleich leicht unterdurchschnittlich.
Parteien
Bei Landtagswahlen in NRW erzielen CDU und SPD als bislang stets deutlich stärkste Parteien regional je sehr unterschiedliche Ergebnisse. In den ersten Nachkriegswahlen wurden sie zunächst flankiert von der Zentrumspartei mit deren starker Verankerung in der katholisch geprägten Bevölkerung und der kommunistischen KPD mit deren zunächst großer Unterstützung in der Arbeiterschaft. CDU und SPD gelang es in den 1950er Jahren jedoch, jeweils an die Stelle von Zentrumspartei und KPD zu treten. Hochburgen der SPD sind seither das Ruhrgebiet und das östliche Westfalen. Die CDU ist besonders stark in historisch katholisch geprägten Regionen und in den ländlichen Regionen. Dort, aber auch im Raum Köln und eben im Ruhrgebiet mit seinem hohen katholisch geprägten Bevölkerungsanteil, gelang es der CDU in den 1950er Jahren außerdem, zur mit Abstand stärksten Partei aufzusteigen und bei der Landtagswahl 1958 sogar über 50 Prozent der gültigen Stimmen zu erlangen. In den 1960er Jahren kehrte sich das Stimmenverhältnis jedoch zugunsten der SPD um, die schließlich 1985 und 1990 ihrerseits absolute Stimmenmehrheiten erzielte. Seit den 2000er Jahren wechselten SPD und CDU einander als je stärkste Partei ab, zuletzt seit 2017 zugunsten letzterer.
Daneben erzielen FDP und die Grünen Ergebnisse ungefähr im Durchschnitt der Landtagswahlen bundesweit. Auch die Partei Die Linke. kommt auf durchschnittliche Resultate, wenn die westdeutschen Bundesländer als Maßstab genommen werden. Vergleichsweise schwach schnitten stets rechtsextreme Parteien wie NPD und Republikaner ab. Auch die AfD kommt auf vergleichsweise unterdurchschnittliche Werte.
Kabinette
Das Format der Kabinette in NRW ähnelt seit den 1940er Jahren dem Durchschnitt aller Bundesländer sehr. Anfangs lagen Format und Fragmentierung aufgrund der häufigen Regierungsteilnahme der Zentrumspartei als dritter Partei neben CDU und FDP bzw. SPD und FDP leicht höher. Die Fragmentierung des Kabinetts, gemessen als ENP nur der Kabinettsparteien, war hingegen stets leicht unterdurchschnittlich aufgrund der meist vergleichsweise hohen Stimmenanteile von CDU bzw. SPD im Verhältnis zu den übrigen Kabinettsparteien. Besonders der SPD gelang es durch dieses besonders hohe Gewicht und ihre langjährige Beteiligung an den Kabinetten, die Landespolitik in NRW zwischen 1966 und 2005, also für fast 40 Jahre, zu dominieren; im Zeitraum 1980-1995 sogar durch Alleinregierungen. Seit den 2010er Jahren hat sich die Fragmentierung dem Format deutlich angenähert, da zuerst die SPD im Verhältnis zu den Grünen als ihrer Koalitionspartnerin und seit 2017 die CDU im Vergleich zu ihren Koalitionspartnerinnen (zuerst FDP, seit 2021 die Grünen) nicht mehr wesentlich stärker waren.
Ergebnisse in Prozent
  Die Linke. DL B.90/Grüne SPD Bürger FDP CDU Z DR AfD REP NPD Sonstige WBT Ungültig %  
20.04.1947 14,0 - - 32,0 - 5,9 37,6 9,8 0,5 - - - 0,3 67,3 4,9  
18.06.1950 5,5 - - 32,3 - 12,1 36,9 7,5 3,9 - - 1,7 0,1 72,3 3,6  
27.06.1954 3,8 0,3 - 34,5 - 11,5 41,3 4,0 4,7 - - - 0,0 72,6 2,1  
06.07.1958 - 0,0 - 39,2 - 7,1 50,5 1,1 1,6 - - 0,5 0,0 76,6 1,2  
08.07.1962 - 2,0 - 43,3 - 6,8 46,4 0,9 0,5 - - - 0,0 73,4 1,3  
10.07.1966 - - - 49,5 - 7,4 42,8 0,2 0,1 - - - - 76,5 1,1  
14.06.1970 - 0,9 - 46,1 - 5,5 46,3 0,1 0,0 - - 1,1 - 73,5 0,7  
04.05.1975 - 0,6 - 45,1 - 6,7 47,1 0,1 0,0 - - 0,4 0,0 86,1 0,9  
11.05.1980 - 0,3 3,0 48,4 - 4,98 43,2 0,0 0,1 - - - 0,0 80,0 0,6  
12.05.1985 - 0,7 4,6 52,1 - 6,0 36,5 0,0 0,1 - - - 0,0 75,2 0,8  
13.05.1990 - 0,0 5,05 50,0 - 5,8 36,7 0,0 0,5 - 1,8 0,0 0,0 71,8 0,7  
14.05.1995 - 0,1 10,0 46,0 - 4,0 37,7 - 0,4 - 0,8 - 1,0 64,0 0,7  
14.05.2000 1,1 0,1 7,1 42,8 0,3 9,8 37,0 - 0,2 - 1,1 0,0 0,4 56,7 1,0  
22.05.2005 3,1 0,0 6,2 37,1 0,1 6,2 44,8 0,0 0,4 - 0,8 0,9 0,4 63,0 1,1  
09.05.2010 5,6 1,6 12,1 34,5 - 6,7 34,6 0,1 2,3 - 0,3 0,7 1,5 59,3 1,4  
13.05.2012 2,5 7,8 11,3 39,1 0,2 8,6 26,3 - 2,4 - - 0,5 1,2 59,6 1,4  
14.05.2017 4,9 1,1 6,4 31,2 0,4 12,6 33,0 0,0 0,7 7,4 0,1 0,3 2,1 65,2 1,0  
15.05.2022 2,1 1,0 18,2 26,7 0,7 5,9 35,7 0,1 0,4 5,4 - - 3,9 55,5 0,7  

ab 2010: Zweitstimmen

-Die Linke.: 1947-1954 KPD; 2000 PDS; 2005 davon WASG 2,2%, PDS 0,9%
-DL (Diverse Linke): 1954-1958 BdD; 1962 DFU; 1970 DKP; 1976 davon DKP 0,5%, KPD [Maoisten] 0,1%, KPD/ML 0%; 1980 davon DKP 0,3%, KBW 0%; 1985 davon Die Friedenliste NRW (Frieden) 0,7%, MLPD, KPD/ML, LD, SGP (noch als BSA) je 0%; 1990-1995 DKP; 2000 davon MLPD 0,1%, DKP 0%, ÖkoLi 0%; 2005 ÖkoLi, LD; 2010-2012 Piraten; 2017 Piraten 1%, MLPD 0,1%, DKP 0%; 2022 davon Volt 0,6%, Piraten 0,3%, MLPD 0%, DKP 0%
-Bürger: 1947 Rheinische Volkspartei; 2000 Unabhängige Bürger Nordrhein-Westfalen; 2005 Unabhängige Bürger; 2012-2022 FW
-DR (Diverse Rechte): 1947 DtKonsP; 1950 davon FSU (als RSF) 2%, DP 1,7%, SRP 0,2%, Christlich-Sozialer Arbeiter-Bund (CSAB) 0%; 1954 davon BHE 4,6%, DP 0%; 1958 davon DP 1,6%, Deutsch-Soziale Union (DtSU) 0%, DG 0%; 1962 davon GDP 0,4%, DG 0,1%, UAP 0%; 1966 davon FSU 0,1%, UAP 0%; 1970 UAP; 1975 UAP, BüSo (noch als EAP); 1980 davon BüPa 0,1%, BüSo (noch als EAP), Union Konkreter Umweltschutz (Partei der Mitte) (UNU), UAP, Grüne Partei Deutschlands (GrPD) je 0%; 1985 davon BüSo (noch als EAP), FAP, MüBü, Familie je 0%; 1990 davon ÖDP 0,5%, BüSo (noch als Patrioten), CM, Familie, Soziale Reformpartei (SoRP), FAP je 0%; 1995 davon ÖDP 0,3%, PBC 0,1%, Statt, BüSo, CM, EZB Deutsche Liste Herten (DLH), Familie, UAP, EZB "National" (Nat.) je 0%; 2000 davon PBC 0,1%, Familie, BüSo, ÖDP, De, BGD, UAP, CM je 0%; 2005 davon ÖDP 0,2%, BüSo, PBC, Familie je 0,1%, UAP, Offensive D, BGD je 0%; 2010 davon Pro D (als Pro NRW) 1,4%, Familie 0,4%, PBC, De, ÖDP, FBI/FW, AUF je 0,1%, BüSo 0%, BGD 0%; 2012 davon Pro D (als Pro NRW) 1,5%, Familie 0,4%, AUF, FBI/FW, ÖDP, PdV je 0,1 %; 2017 davon ÖDP 0,2%, Allianz Deutscher Demokraten (AD-Demokraten), Aufbruch C, De, DemBD je 0,1%, Die Rechte 0%, FBI/FW 0%; 2022 davon Familie 0,2%, ÖDP 0,1%, De 0,1%
-NPD: 1950, 1958 DRP
-Sonstige: 1947 2 EZB; 1950 davon 5 EZB (darunter Schmidt-Diemel (Wk. 131 - Brilon) 0,1%) 0,1%; 1954 2 EZB; 1958 3 EZB; 1962 2 EZB; 1975 8 EZB; 1980 EFP, 1 EZB; 1985 ASD, Familie, EFP, HuPa, 4 EZB je 0%; 1990 davon 6 EZB (darunter (Wk. Bochum III) 0%, Familie 0%; 1995 davon Graue 0,7%, NG 0,2%, Tierschutzpartei 0,1%, Rheinlandpartei (RhP), 7 EZB, Familie, Bewusstsein, HuPa je 0%; 2000 davon Rentner-Partei (RentnerP), 20 EZB (darunter Gühne (Wk. 40 - Remscheid) 0%), DMP je 0,1%, Familie, Tierschutzpartei, Frauen, PETO - Die junge Alternative (PETO), HuPa, NiWä, Bewusstsein je 0%; 2005 davon Graue 0,2%, Tierschutzpartei, 16 EZB insgesamt 0,1%, DPart, Aufbruch Mittelstand Partei (AMP), UKand je 0%; 2010 davon Tierschutzpartei 0,6%, Rentner 0,5%, BIG 0,2%, DPart 0,1%, Violette 0,1%, FrUn 0%, Deutsche Demokratische Partei (DeDP) 0%; 2012 davon Tierschutzpartei 0,7%, DPart 0,3%, BIG 0,1%; 2017 davon Tierschutzliste 0,7%, DPart 0,6%, BIG 0,2%, V-Partei, Violette, Jugend- und Entwicklungspartei Deutschland (JED), Gesundheitsforschung, BGE, Schöner Leben (SchöLe) je 0,1%, Parteilose Wählergemeinschaft in der Bundesrepublik Deutschland (PWG BRD) 0%, PAN - die Parteilosen (PAN) 0%; ; 2022 davon DPart 1,1%, Tierschutzpartei 1,1%, dieBasis 0,8%, Team Todenhöfer 0,2%, EPL, PdH, Gesundheitsforschung, Partei für Kinder, Jugendliche und Familien - Lobbyisten für Kinder (LfK), Partei des Fortschritts (PdF), Urbane, BIG, Deutsche Sportpartei (DeuSpoPa) je 0,1%, Violette 0%, neo. Wohlstand für Alle (neo) 0%

Mandatsverteilung im Landtag
  Die Linke. Piraten B.90/Grüne SPD FDP CDU Z AfD Unabhängig Insgesamt  
02.10.1946 34 - - 71 9 66 18 - 2 200  
19.12.1946 19 - - 66 9 92 12 - 2 200  
20.04.1947 28 - - 64 12 92 20 - - 216  
18.06.1950 12 - - 68 26 93 16 - - 215  
27.06.1954 - - - 76 25 90 9 - - 200  
06.07.1958 - - - 81 15 104 0 - - 200  
08.07.1962 - - - 90 14 96 0 - - 200  
10.07.1966 - - - 99 15 86 0 - - 200  
14.06.1970 - - - 94 11 95 0 - - 200  
04.05.1975 - - - 91 14 95 0 - - 200  
11.05.1980 - - 0 106 0 95 0 - - 201  
12.05.1985 - - 0 125 14 88 0 - - 227  
13.05.1990 - - 12 122 14 89 - - - 237  
14.05.1995 - - 24 108 0 89 - - - 221  
14.05.2000 - - 17 102 24 88 - - - 231  
22.05.2005 - - 12 74 12 89 0 - - 187  
09.05.2010 11 0 23 67 13 67 0 - - 181  
13.05.2012 0 20 29 99 22 67 - - - 237  
14.05.2017 0 0 14 69 28 72 0 16 - 199  
15.05.2022 0 0 39 56 12 76 0 12 - 195  

1946/I: Ernannter Landtag für das neu gebildete Land Nordrhein-Westfalen, gebildet auf Anordnung der Britischen Militärregierung über die Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen vom 29.8.1946
1946/II: Sitzverteilung nach der Umbildung auf Anordnung der Britischen Militärregierung vom 29.11.1946; ab 21.1.1947 dazu 4 Abgeordnete für Lippe-Detmold, davon 2 SPD, 2 CDU
Ab 1947: Summe der Mandate aus den Wahlkreisen und den Landeslisten

-Die Linke.: 1946-1950 KPD
-SPD: 1990 zusätzlich dazu ab 5.3.1992 ein weiteres Mandat nach einer Neufeststellung des Wahlergebnisses durch Landtagsbeschluss vom 20.9.1990, gegen die zunächst eine Beschwerde vor dem Landesverfassungsgericht erledigt werden musste, der so gewählte Abgeordnete nahm erstmals an der 57. Sitzung der 11. Wahlperiode am 18.3.1992 teil.
-FDP: 1950 davon 3 Abgeordnete der "Nationalen Rechten"
-CDU: 1990 zusätzlich dazu ab 11.3.1992 ein weiteres Mandat nach einer Neufeststellung des Wahlergebnisses durch Landtagsbeschluss vom 20.9.1990, gegen die zunächst eine Beschwerde vor dem Landesverfassungsgericht erledigt werden musste, die so gewählten Abgeordneten nahmen erstmals an der 57. Sitzung der 11. Wahlperiode am 18.3.1992 teil.
-Z: 1954 trotz Unterschreiten der Fünf-Prozent-Hürde im Landtag vertreten, da im Wahlkreis 62 (Essen-Borbeck-Karnap) mit 33,4% mehr als ein Drittel der Gültigen Stimmen erzielt wurde
-Unabhängig: von der Militärregierung ernannte parteilose Abgeordnete

Überhang- und Ausgleichsmandate
  Überhangmandate Ausgleichsmandate  
20.04.1947 16 (CDU) - (im Wahlrecht nicht vorgesehen)  
18.06.1950 15 (CDU) - (im Wahlrecht nicht vorgesehen)  
12.05.1985 14 (SPD) 12 (11 CDU, 1 FDP)  
13.05.1990 18 (SPD) 18 (13 CDU, 2 FDP, 2 Grüne, 1 SPD)  
14.05.1995 9 (SPD) 11 (8 CDU, 3 B.90/Grüne)  
14.05.2000 13 (SPD) 17 (11 CDU, 4 FDP, 2 B.90/Grüne)  
22.05.2005 3 (CDU) 3 (SPD)  
09.05.2010 - -  
13.05.2012 23 (SPD) 33 (16 CDU, 7 B.90/Grüne, 5 FDP, 5 Piraten)  
14.05.2017 6 (CDU) 12 (7 SPD, 3 FDP, 1 B.90/Grüne, 1 AfD)  
15.05.2022 6 (CDU) 8 (4 SPD, 3 B.90/Grüne, 1 AfD)  


Kabinette und Investiturabstimmungen
  Kabinett Kandidatur Parlamentarische Unterstützung Wahl- Sitzung Wahl- Mandate Stimmen bei der Abstimmung  
      Partei/en Mandate periode   gang insgesamt Abgegeben Dafür Dagegen Enthaltung Ungültig  
27.08.1946 Amelunxen I Rudolf Amelunxen SPD, FDP, Z, KPD - - - - - - - - - -  
02.10.1946 Amelunxen II Rudolf Amelunxen SPD, FDP, Z, KPD 132 E-1 1 - 200 - - - - -  
05.12.1946 Amelunxen III Rudolf Amelunxen SPD, CDU, KPD, Z, FDP 198 E-2 1 - 200 - - - - -  
17.06.1947 Arnold I Karl Arnold CDU, SPD, KPD, Z 204 1 5 1 216 204 204 0 0 0  
07.02.1948 Arnold II Karl Arnold CDU, SPD, Z 176 1 34 - 216 - - - - -  
27.07.1950 Arnold III Karl Arnold CDU 92 2 2 1 215 202 120 4 78 0  
21.09.1950 Arnold IV Karl Arnold CDU, Z 109 2 5 - 215 - - - - -  
27.07.1954 Arnold V Karl Arnold CDU, FDP, Z 124 3 2 1 200 196 118 75 3 0  
20.02.1956 Steinhoff Fritz Steinhoff SPD, FDP 101 3 33 - 200 199 102 96 1 0  
21.07.1958 Meyers I Franz Meyers CDU 104 4 1 1 200 197 103 0 94 0  
23.07.1962 Meyers II Franz Meyers CDU, FDP 110 5 1 1 200 197 109 87 1 0  
25.07.1966 Meyers II Franz Meyers CDU, FDP 101 6 1 1 200 200 100 99 1 0  
25.07.1966 Meyers III Franz Meyers CDU, FDP 101 6 1 2 200 200 100 99 1 0  
08.12.1966 Kühn I Heinz Kühn SPD, FDP 114 6 7 1 200 197 112 85 0 0  
28.07.1970 Kühn II Heinz Kühn SPD, FDP 105 7 2 1 200 200 101 95 4 0  
04.06.1975 Kühn III Heinz Kühn SPD, FDP 105 8 2 1 200 199 105 94 0 0  
20.09.1978 Rau I Johannes Rau SPD, FDP 105 8 82 1 200 199 104 95 0 0  
04.06.1980 Rau II Johannes Rau SPD 106 9 2 1 201 198 105 91 2 0  
05.06.1985 Rau III Johannes Rau SPD 125 10 2 1 227 227 125 98 3 1  
06.06.1990 Rau IV Johannes Rau SPD 122 11 2 1 237 234 124 109 1 0  
06.07.1995 Rau V Johannes Rau SPD, B.90/Grüne 132 12 3 1 221 220 129 89 2 0  
27.05.1998 Clement I Wolfgang Clement SPD, B.90/Grüne 132 12 87 1 221 220 124 87 9 0  
21.06.2000 Clement II Wolfgang Clement SPD, B.90/Grüne 119 13 2 1 231 230 119 110 1 0  
06.11.2002 Steinbrück Peer Steinbrück SPD, B.90/Grüne 119 13 71 1 231 229 120 107 1 1  
22.06.2005 Rüttgers Jürgen Rüttgers CDU, FDP 101 14 2 1 187 187 99 87 1 0  
14.07.2010 Rüttgers Hannelore Kraft SPD, B.90/Grüne 90 15 3 1 181 181 90 81 10 0  
14.07.2010 Kraft I Hannelore Kraft SPD, B.90/Grüne 90 15 3 2 181 181 90 80 11 0  
20.06.2012 Kraft II Hannelore Kraft SPD, B.90/Grüne 128 16 3 1 237 234 137 94 3 0  
27.06.2017 Laschet Armin Laschet CDU, FDP 100 17 2 1 199 198 100 78 2 16  
27.10.2021 Wüst I Hendrik Wüst CDU, FDP 100 17 146 1 199 196 103 90 3 0  
28.06.2022 Wüst II Hendrik Wüst CDU, B.90/Grüne 115 18 2 1 195 181 106 74 1 0  

Vgl. auch die Erläuterungen zu Kabinetten und Investiturabstimmungen.
1946/I: Ernannt von der Britischen Militärregierung im Zuge der Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen zum 23.8.1946
1946/II: Konstituierung des (ersten) Ernannten Landtags
1946/III: Konstituierung des (zweiten) Ernannten Landtags aufgrund Umbildung und Neubildung eines von der Britischen Militärregierung ernannten Kabinetts
1947: Wahl erfolgte durch Heben der Hand und war daher nicht geheim, Stimmenzahlen aus Kontext
1948: Entlassung der Minister der KPD durch den Ministerpräsidenten und damit Ausscheiden der KPD aus dem Kabinett
1950/II: Eintritt von Ministern des Z in das Kabinett
1956: Abstimmung über Konstruktives Misstrauensvotum auf Wahl von Steinhoff anstelle von Arnold
1966/II, 2010/II: zur Wahl genügte die Mehrheit der abgegebenen Stimmen (statt zuvor die Mehrheit der Mitglieder)

Dagegen - Stimmen entfielen auf Personen bzw. andere ergebnisrelevante Abstimmungsmöglichkeiten im Einzelnen wie folgt: 1950 Abg. Josef Gockeln (CDU); 1954 Abg. Fritz Steinhoff (SPD); 1956 Abg. Karl Arnold (CDU); 1962-1966/II Abg. Heinz Kühn (SPD); 1966/III: "Nein"; 1970-1978 Abg. Heinrich Köppler (CDU); 1980-1990: "Nein"; 1995-1998 Abg. Helmut Linssen (CDU); 2000-2022: "Nein"

Ergebnisse in Stimmen
  Die Linke. DL B.90/Grüne SPD Bürger FDP CDU Z DR AfD REP NPD Sonstige Berechtigt Abgegeben Gültig Ungültig  
20.04.1947 702410 - - 1607487 - 298995 1889581 491138 24879 - - - 14402 7860608 5290598 5028892 261706  
18.06.1950 338862 - - 2005312 - 748926 2286644 466497 240695 - - 107104 7077 8892305 6433003 6201117 231886  
27.06.1954 264083 19515 - 2387718 - 793736 2855988 278863 322574 - - - 592 9730078 7068392 6923069 145323  
06.07.1958 - 176 - 3115738 - 566258 4011419 83720 126456 - - 43299 1112 10507956 8046198 7948178 98020  
08.07.1962 - 164333 - 3497179 - 553426 3752116 75291 39869 - - - 353 11156285 8188988 8082567 106421  
10.07.1966 - - - 4226604 - 633765 3653184 16181 12759 - - - - 11292041 8641646 8542493 99153  
14.06.1970 - 76964 - 3996808 - 478420 4020186 9902 1504 - - 94043 - 11890609 8739772 8677827 61945  
04.05.1975 - 64219 - 4630995 - 689623 4828554 10487 959 - - 36281 1087 12035289 10358108 10262205 95903  
11.05.1980 - 32723 291379 4756103 - 489225 4240885 1562 6477 - - - 164 12342282 9874427 9818518 55909  
12.05.1985 - 65840 431371 4942346 - 565413 3463656 3366 5930 - - - 1518 12705763 9560681 9479440 81241  
13.05.1990 - 2376 469098 4644431 - 535656 3409953 717 50021 - 171867 3370 4485 13036004 9353712 9291974 61738  
14.05.1995 - 6008 830861 3816639 - 332634 3124758 - 32380 - 65509 - 85446 13041964 8353056 8294235 58821  
14.05.2000 79934 7995 518295 3143179 22059 721558 2712176 - 12942 - 83296 2357 32620 13061265 7409399 7336411 72988  
22.05.2005 254977 284 509293 3058988 6950 508266 3696506 1261 34051 - 67220 73969 32249 13230366 8333363 8244014 89349  
09.05.2010 435627 121046 941162 2675818 - 522229 2681700 5976 179793 - 23330 55400 118465 13267052 7870412 7760546 109866  
13.05.2012 194428 609176 884298 3049983 17970 670082 2050321 - 186030 - - 40007 91700 13262049 7901268 7793995 107273  
14.05.2017 415936 91386 539062 2649205 33083 1065307 2796683 3336 55206 626756 6597 28723 176133 13164887 8577221 8487413 89808  
15.05.2022 146634 70828 1299821 1905002 49985 418460 2552276 4162 29954 388768 - - 280941 12965858 7200293 7146831 53462  

-Die Linke.: 2005 davon WASG 181988, PDS 72989
-DL (Diverse Linke): 1975 davon DKP 54777, KPD [Maoisten] 7711, KPD/ML 1731; 1980 davon DKP 30441, KBW 2282; 1985 davon Frieden 61818, MLPD 3338, KPD/ML 434, LD 199, SGP (noch als BSA) 51; 2000 davon MLPD 5969, DKP 1722, ÖkoLi 304; 2005 davon ÖkoLi 184, LD 100; 2017 davon Piraten 80780, MLPD 7707, DKP 2899; 2022 davon Volt 45177, Piraten 19248, MLPD 3354, DKP 3049
-DR (Diverse Rechte): 1950 davon FSU (als RSF) 122878, DP 106351, SRP 11359, CSAB 107; 1954 davon BHE 320676, DP 1898; 1958 davon DP 125696, DtSU 540, DG 220; 1962 davon GDP 34526, DG 4917, UAP 426; 1966 davon FSU 9584, UAP 3175; 1975 davon UAP 648, BüSo (noch als EAP) 311; 1980 davon BüPa 5410, BüSo (noch als EAP) 649, UNU 200, UAP 180, GrPD 38; 1985 davon BüSo (noch als EAP) 3701, FAP 929, MüBü 925, Familie 375; 1990 davon ÖDP 46650, BüSo (noch als Patrioten) 1742, CM 1161, Familie 210, SoRP 202, FAP 56; 1995 davon ÖDP 21159, PBC 5777, Statt 3034, BüSo 850, CM 556, DLH 499, Familie 273, UAP 152, Nat. 80; 2000 davon PBC 4123, Familie 3420, BüSo 2530, ÖDP 1923, De 525, BGD 178, UAP 139, CM 104; 2005 davon ÖDP 15751, BüSo 6856, PBC 6361, Familie 4291, UAP 523, Offensive D 213, BGD 56; 2010 davon Pro D (als Pro NRW) 107476, Familie 31758, PBC 9416, De 7787, ÖDP 7505, FBI/FW 6636, AUF 5173, BüSo 3370, BGD 672; 2012 davon Pro D (als Pro NRW) 118326, Familie 33793, AUF 10217, FBI/FW 9496, ÖDP 7842, PdV 6356; 2017 davon ÖDP 13288, AD-Demokraten 12688, Aufbruch C 9636, De 8386, DemBD 4743, Die Rechte 3589, FBI/FW 2877; 2022 davon Familie 14684, ÖDP 9662, De 5606
-Sonstige: 1950 darunter EZB Schmidt-Diemel 5730; 1980 davon EFP 92, EZB 72; 1985 davon EZB 554, ASD 400, EFP 284, HuPa 280; 1990 darunter EZB Bochum 3158; 1995 davon Graue 58155, NG 12948, Tierschutzpartei 9936, RhP 2757, EZB 991, APD 516, Bewusstsein 103, HuPa 40; 2000 davon RentnerP 10708, EZB 6344 (darunter Gühne 1018), DMP 5743, NG 3474, Tierschutzpartei 3075, Frauen 1541, PETO 993, HuPa 405, NiWä 175, Bewusstsein 162; 2005 davon Graue 18335, Tierschutzpartei 6168, EZB 5264, DPart 1338, AMP 940, UKand 204; 2010 davon Tierschutzpartei 48099, Rentner 38423, BIG 13863, DPart 9247, Violette 5968, FrUn 1443, DeDP 1422; 2012 davon Tierschutzpartei 58091, DPart 22915, BIG 10694; 2017 davon Tierschutzliste 59747, DPart 54996, BIG 17421, V-Partei 10013, Violette 7171, JED 7054, Gesundheitsforschung 5964, BGE 5260, SchöLe 5162, PWG BRD 2002, PAN 1349; 2022 davon DPart 76006, Tierschutzpartei 75811, dieBasis 60084, Team Todenhöfer 14799, EPL 8235, Pdh 8211, Gesundheitsforschung 6833, LfK 6364, PdF 6154, Urbane 5201, BIG 4222, DeuSpoPa 3839, Violette 2990, neo 2192

Mandatsverteilung in der Parlamenten der Nordrhein-Provinz, der Provinz Westfalen und des Landes Lippe vor der Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen
    KPD SPD FDP CDU Z Sonstige Insgesamt  
Nordrhein-Provinz 04.12.1945 2 2 - 2 - 20 26  
  01.01.1946 5 6 - 8 - 4 23  
  22.03.1946 13 14 3 15 3 9 57  
  22.08.1946 10 13 2 14 2 9 50  
Westfalen 30.04.1946 20 35 5 30 10 - 100  
Lippe (Landesrat) Januar 1946 - - - - - 12 12  
  09.05.1946 - - - - - 31 31  

Nordrhein-Provinz: Nichtexekutiver Provinzialrat der Nordrhein-Provinz, Berufung der von den Gruppen vorgeschlagenen Personen "mit Genehmigung der Britischen Militärregierung" am
-1.12.1945; Ergänzungen am 14.12.1945, 22.3.1946, 21.5.1946; in der Tabelle nur Angabe nach Parteizugehörigkeit, formeller Schlüssel: -4.12.1945 Wirtschaft 7, Parteien 6 (KPD 2, SPD 2, CDU 2), Kulturelles Leben 4, Verwaltung 3
-Januar 1946 Parteien 9 (KPD 3, SPD 2, CDU 4), Wirtschaft 7, Kulturelles Leben 4, Verwaltung 3
-22.3.1946 (nach dem Mitgliederverzeichnis/nach den am 22.3. vorliegenden Vorschlagslisten) Parteien 23/27 (KPD 6/7, SPD 6/7, FDP 2/3, CDU 7/7, Z 2/3), Wirtschaft 12/12, Kulturelles Leben 8/8, Verwaltung 7/8, Jüdische Gemeinden 2/2; nach Parteien: KPD 12/13, SPD 12/14, FDP 2/3, CDU 15/15, Z 2/3, PL 7, Jüd.Gem.2
-22.8.1946 Parteien 25 (KPD 7, SPD 7, FDP 2, CDU 7, Z 2), Wirtschaft 12, Kulturelles Leben 7, Verwaltung 6, Jüdische Gemeinden 1; bei 2 Vertretern aus der Verwaltung Parteizugehörigkeit unidentifizierbar
Westfalen: Beratender Westfälischer Provinzialrat, Aufteilung auf Anordnung der Militärregierung; Z: Westfälische Zentrumspartei
Lippe: als Vorläufer der Beratende Landesrat (bestellt durch Landespräsidenten) aus 4 Bürgermeistern, 4 Landwirtschafts- und 4 Gewerbevertretern (davon 2 Arbeitnehmer)
-9.5.1946 Ernannter Landtag, gebildet Februar 1946, 31 Mitglieder aus Parteien, Landwirtschaft, Industrie, Handel

Wahlsystem
Geltende Regelungen
In Nordrhein-Westfalen besteht ein Mischwahlsystem aus Mehrheits- und Verhältniswahl. Die Wählenden haben je zwei Stimmen: eine Erststimme für die Wahl eines Kreiswahlvorschlags in einem Wahlkreis und eine Zweitstimme für die Wahl einer Landesliste. Mit jeder Landesliste kann je Wahlkreis ein Kreiswahlvorschlag verbunden werden. Gesetzlich sind insgesamt mindestens 181 Mandate zuzuteilen. Das Wahlgebiet ist in 128 Wahlkreise aufgeteilt.
In jedem Wahlkreis entfällt je ein Wahlkreismandat auf den Kreiswahlvorschlag derjenigen Partei, Wählervereinigung oder der Einzelbewerberin bzw. des Einzelbewerbers, auf die bzw. den die meisten Erststimmen entfallen sind (relative Mehrheitswahl).
An der weiteren Mandatszuteilung von mindestens 53 Mandaten können nur Parteien teilnehmen, deren Landeslisten mindestens fünf Prozent der gültigen Zweitstimmen in ganz NRW als Wahlgebiet erzielt haben (Landtagsparteien). Diese Mandate werden per Verhältniswahl den Landeslisten dieser Landtagsparteien nach dem Sainte-Laguë-Verfahren so zugeteilt, dass die gesamte Mandatszahl (Wahlkreismandate und Mandate auf Landeslisten) jeder Landtagspartei ihrem Zweitstimmenanteil bezogen auf die anderen Landtagsparteien entspricht. Erzielt eine Landtagspartei mehr Wahlkreismandate, als ihr laut ihrem Zweitstimmenanteil zustehen (Überhangmandate), erhalten die übrigen Landtagsparteien entsprechend dem Zweitstimmenverhältnis zusätzliche Mandate auf ihren Landeslisten (Ausgleichsmandate). Dafür wird die Anzahl der den Landeslisten der Landtagsparteien insgesamt zuzuteilenden Mandate so erhöht, dass dieses Zweitstimmenverhältnis durch die Summe der Wahlkreismandate und der Landeslistenmandate hergestellt ist. Außerdem muss insgesamt eine ungerade Anzahl von Mandaten vorliegen. Erforderlichenfalls wird daher noch ein weiteres Mandat zugeteilt. Die Zuteilung der Mandate an die einzelnen Kandidierende auf den Landeslisten erfolgt strikt in Reihenfolge ihres Listenplatzes (starre Listenwahl).
Die gesetzliche Wahlperiode dauert fünf Jahre.
Abweichende frühere Regelungen
Bei den Wahlen 1947-2005 hatten die Wählenden nur je eine Stimme, die für die Kreiswahlvorschläge und die an diese angeschlossenen Landesreservelisten der Parteien galten. An einen Kreiswahlvorschlag musste keine Landesreserveliste angeschlossen sein. Wenn an einen Kreiswahlvorschlag keine Landesreserveliste angeschlossen war, dann wirkten sich die Stimmen für diese Kreiswahlvorschlag nur im jeweiligen Wahlkreis aus, also nur für die relative Mehrheitswahl. Es wurde jedoch nie ein Kandidat bzw. eine Kandidatin durch relative Mehrheitswahl auf einem Kreiswahlvorschlag gewählt, der nicht auch an eine Landesreserveliste angeschlossen war. Die Landesreservelisten hatten sonst die gleiche Funktion wie später die Landeslisten. Auch für die Landesreservelisten galt starre Listenwahl.
Bei den Wahlen 1980-2000 bestanden 151 Wahlkreise und waren mindestens 201 Mandate zuzuteilen. Bei den Wahlen 1947-1975 bestanden 150 Wahlkreise und waren mindestens 200 Mandate zuzuteilen.
Bei den Wahlen 1950-1962 war Landtagspartei jede Partei, auf die mindestens fünf Prozent der Stimmen (Fünf-Prozent-Hürde) oder ein Wahlkreismandat (Grundmandatsklausel) oder mindestens ein Drittel der Stimmen in mindestens einem Wahlkreis entfallen war (Wahlkreisklausel). Die Grundmandatsklausel führte bei diesen Wahlen nicht dazu, dass eine Partei, die weniger als fünf Prozent der Stimmen erzielt hatte, Landtagspartei wurde. Die Wahlkreisklausel ermöglichte hingegen bei der Wahl 1954 der Zentrumspartei die Teilnahme an der Mandatszuteilung: Sie scheiterte mit landesweit vier Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde, erfüllte jedoch im Wahlkreis 62 (Essen-Borbeck-Karnap) mit 33,39% knapp die Wahlkreisklausel. In diesem Wahlkreis hatte die CDU keinen Kreiswahlvorschlag aufgestellt. Umgekehrt hatte die Zentrumspartei unter anderem im Wahlkreis 61 (Essen-West) keinen Kreiswahlvorschlag aufgestellt. Ähnlich hatte bereits bei der Bundestagswahl im Jahr zuvor die Zentrumspartei nur im benachbarten Oberhausen erfolgreich um ein Direktmandat kandidiert und die CDU dort auf eine solche Kandidatur verzichtet. Dieses Direktmandat sicherte der Zentrumspartei unter dem damals geltenden Bundestagswahlrecht den Einzug in den Bundestag mit zwei Abgeordneten (von denen einer ein CDU-Mitglied war). Bei der Wahl 1947 galt bereits einmalig die heutige Regelung: Landtagsparteien waren nur Parteien, die mindestens fünf Prozent der Stimmen erzielt hatten.
Für die Zuteilung von Mandaten an Landeslisten bzw. Landesreservelisten existierte bis incl. der Wahl 2005 keine explizite Regelung über das Rechenverfahren. In der Praxis wurde das Hare/Niemeyer-Verfahren verwendet (vgl. z.B. Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) 2000: 153, so auch Ritter und Niehuss 1991: 153).
Bei den Wahlen 1947-1954 waren Überhangmandate nicht auszugleichen. Dadurch war die CDU bei den Wahlen 1947 und 1950 mit 16 bzw. 15 Überhangmandaten gemessen an ihrem Stimmenanteil um rund sieben Prozent überrepräsentiert. Dadurch verfügte das Kabinett von CDU und Zentrumspartei in den Jahren 1950-1954 über eine Mandatsmehrheit, obwohl auf diese beiden Parteien zusammen weniger Stimmen entfallen waren, als auf die übrigen Landtagsparteien SPD, KPD und FDP.
Bei den Wahlen 1950-1966 betrug die gesetzliche Wahlperiode vier Jahre. Bei der Wahl 1947 betrug sie drei Jahre.
Wahlsystembedingte Abweichungen der Mandatsverteilung auf die Landtagsparteien vom Verhältnis ihrer Stimmenzahlen und von der gesetzlichen Mandatszahl
Abweichungen der Mandatsverteilung auf die Landtagsparteien vom Verhältnis ihrer Zweitstimmenzahlen können abgesehen von Rundungsdifferenzen seit 1958 nicht auftreten.
Zu Abweichungen über die gesetzliche Mandatszahl hinaus kommt es bei Überhangmandaten und seit 1958 durch entsprechende Ausgleichsmandate in teils beträchtlichem Umfang. Eine Ursache dafür ist der im Vergleich zu anderen Bundesländern hohe Anteil von Wahlkreismandaten an der gesetzlichen Mandatszahl: er beträgt rund 70 Prozent (bis incl. 2005: rund 75%). Historisch entfielen nahezu immer mindestens zwei Drittel aller Wahlkreismandate auf SPD oder CDU. Erzielte nun diese Partei nicht mindestens die Hälfte aller (Zweit-)Stimmen (oder mehr, wenn sie mehr als zwei Drittel der Wahlkreismandate erzielte), fielen neben Überhangmandate für sie umso mehr Ausgleichsmandate an, je weiter ihr Stimmenanteil von dieser Hälfte (oder eben mehr) nach unten abwich. Meist lag die tatsächliche Mandatszahl dadurch um rund zehn Prozent über der gesetzlichen Mandatszahl. Bei der Wahl 2012 wurde mit einem Mehr von 56 Mandaten, entsprechend 31 Prozent, hierzu der bisherige Höchststand erreicht.

Quellenverzeichnis
Parlamente und Parlamentswahlen
1945-1946: Eigene Berechnungen entlang der Angaben in: Pothoff, Heinrich 1983: Staatliche Institutionen auf Länderebene; in: Ders. und Rüdiger Wenzel (Bearb.): Handbuch politischer Institutionen und Organisationen 1945-1949. Düsseldorf: Droste. S.115-120.
und: Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen 1947: Mitteilungen des Innenministers. Betrifft: Die Ergebnisse der Wahlen am 15.September 1946 und 13. Oktober 1946 im Lande Nordrhein-Westfalen; in: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Nordrhein-Westfalen. 1/5 vom 5.3.1947. S.48-60.
1947: Landeswahlleiter des Landes Nordrhein-Westfalen 1947: Mitteilungen des Landeswahlleiters. Betrifft: Landtagswahl; in: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Nordrhein-Westfalen. 1/11 vom 7.5.1947. S.89-100.
1950: Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen (Bearb.) 1952: Die Wahlen in Nordrhein-Westfalen in den Jahren seit 1948. Düsseldorf: Selbstverlag.
und: Landeswahlleiter des Landes Nordrhein-Westfalen 1950: Mitteilungen des Landeswahlleiters. Betrifft: Landtagswahl 1950; in: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Nordrhein-Westfalen. 4/25 vom 5.7.1950. S.104-114.
1954: Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen (Bearb.) 1954: Endgültige Ergebnisse der Wahl zum Landtag in Nordrhein-Westfalen am 27.6.1954 (nach Wahlkreisen). Düsseldorf: Selbstverlag.
1958: Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen (Bearb.) 1960: Die Wahlen in Nordrhein-Westfalen 1952-1958; in: Statistische Berichte B III, 3-60.
1962: Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen (Bearb.) 1962: Endgültiges Ergebnis der Wahl zum Landtag in Nordrhein-Westfalen am 8. Juli 1962; in: Statistische Berichte [o.N.].
1966: Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen (Bearb.) 1966: Endgültiges Ergebnis der Wahl zum Landtag in Nordrhein-Westfalen am 10. Juli 1966; in: Statistische Berichte B III 2/2-66.
1970: Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen (Bearb.) 1970: Landtagswahl am 14.6.1970. Heft 3: Endgültige Ergebnisse; in: Veröffentlichungen des Statistischen Landesamtes Nordrhein-Westfalen. Reihe Wahlen. Düsseldorf: Selbstverlag.
1975: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) 1975: Landtagswahl 1975. Heft 3: Endgültige Ergebnisse. Düsseldorf: Selbstverlag.
1980: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) 1980: Landtagswahl 1980. Heft 3: Endgültige Ergebnisse. Düsseldorf: Selbstverlag.
1985: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) 1985: Landtagswahl 1985. Heft 3: Endgültige Ergebnisse. Düsseldorf: Selbstverlag.
1990: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) 1990: Landtagswahl 1990. Heft 3: Endgültige Ergebnisse. Düsseldorf: Selbstverlag.
und: Landtag Nordrhein-Westfalen: Plenarprotokoll XI/57 vom 18.3.1992. S.6811f.
1995: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) 1995: Landtagswahl 1995. Heft 3: Endgültige Ergebnisse in NRW. Düsseldorf: Selbstverlag.
2000: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) 2000: Landtagswahl 2000. Heft 3: Endgültige Ergebnisse in NRW. Düsseldorf: Selbstverlag.
2005: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) 2005: Landtagswahl 2005. Heft 3: Endgültige Ergebnisse in NRW. Düsseldorf: Selbstverlag.
2010: Landeswahlleiterin des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) 2010: Landtagswahl 2010. Heft 3: Endgültige Ergebnisse in Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf: Information und Technik Nordrhein-Westfalen.
2012: Landeswahlleiterin des Landes Nordrhein-Westfalen 2012: Landtagswahl 2012. Heft 3: Endgültige Ergebnisse in Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf: Information und Technik Nordrhein-Westfalen.
2017: Landeswahlleiter des Landes Nordrhein-Westfalen 2017: Landtagswahl 2017. Heft 3: Endgültige Ergebnisse in Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf: Information und Technik Nordrhein-Westfalen.
2022: Landeswahlleiter des Landes Nordrhein-Westfalen 2022: Landtagswahl 2022. Heft 3: Endgültige Ergebnisse in Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf: Information und Technik Nordrhein-Westfalen.
Erläuterungen zur Verwendung von Maßzahlen bei der Darstellung von Parteiensystemen: Freitag, Markus und Adrian Vatter (Hrsg.) 2008: Die Demokratien der deutschen Bundesländer. Opladen und Farmington Hills: Barbara Budrich.
Zusätzlich für das Wahlrecht: Gesetz über die Wahl zum Landtag des Landes Nordrhein-Westfalen (Landeswahlgesetz) in der jeweiligen Fassung, sowie ergänzend: Ritter, Gerhard A. und Merith Niehuss 1991: Wahlen in Deutschland 1946-1991: Ein Handbuch. München: C. H. Beck.
Kabinette und Investiturabstimmungen
1946/I: Potthoff, Heinrich 1983: Staatliche Institutionen auf Länderebene; in: Ders. (Bearb.): Handbuch politischer Institutionen und Organisationen 1945-1949. Düsseldorf. Droste; S. 47-86. S...
1946/II: Potthoff, Heinrich 1983: Staatliche Institutionen auf Länderebene; in: Ders. (Bearb.): Handbuch politischer Institutionen und Organisationen 1945-1949. Düsseldorf. Droste; S. 47-86. S.68.
1946/III: Potthoff, Heinrich 1983: Staatliche Institutionen auf Länderebene; in: Ders. (Bearb.): Handbuch politischer Institutionen und Organisationen 1945-1949. Düsseldorf. Droste; S. 47-86. S.69.
1947: Landtag Nordrhein-Westfalen - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 1/Sitzung 5: S.6.
1948: Landtag Nordrhein-Westfalen - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 1/Sitzung 34: S.115.
1950/I: Landtag Nordrhein-Westfalen - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 2/Sitzung 2: S.12.
1950/II: Landtag Nordrhein-Westfalen - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 2/Sitzung 5: S.60.
1954: Landtag Nordrhein-Westfalen - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 3/Sitzung 2: S.6.
1956: Landtag Nordrhein-Westfalen - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 3/Sitzung 33: S.1042.
1958: Landtag Nordrhein-Westfalen - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 4/Sitzung 1: S.6.
1962: Landtag Nordrhein-Westfalen - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 5/Sitzung 1: S.5.
1966/I: Landtag Nordrhein-Westfalen - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 6/Sitzung 1: S.6.
1966/II: Landtag Nordrhein-Westfalen - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 6/Sitzung 1: S.6.
1966/III: Landtag Nordrhein-Westfalen - Stenographischer Bericht: Wahlperiode 6/Sitzung 7: S.106.
1970: Landtag Nordrhein-Westfalen - Plenarprotokoll: Wahlperiode 7/Sitzung 2: S.9.
1975: Landtag Nordrhein-Westfalen - Plenarprotokoll: Wahlperiode 8/Sitzung 2: S.12.
1978: Landtag Nordrhein-Westfalen - Plenarprotokoll: Wahlperiode 8/Sitzung 82: S.5720.
1980: Landtag Nordrhein-Westfalen - Plenarprotokoll: Wahlperiode 9/Sitzung 2: S.15.
1985: Landtag Nordrhein-Westfalen - Plenarprotokoll: Wahlperiode 10/Sitzung 2: S.20.
1990: Landtag Nordrhein-Westfalen - Plenarprotokoll: Wahlperiode 11/Sitzung 2: S.34.
1995: Landtag Nordrhein-Westfalen - Plenarprotokoll: Wahlperiode 12/Sitzung 3: S.62.
1998: Landtag Nordrhein-Westfalen - Plenarprotokoll: Wahlperiode 12/Sitzung 87: S.7168.
2000: Landtag Nordrhein-Westfalen - Plenarprotokoll: Wahlperiode 13/Sitzung 2: S.20.
2002: Landtag Nordrhein-Westfalen - Plenarprotokoll: Wahlperiode 13/Sitzung 71: S.7239.
2005: Landtag Nordrhein-Westfalen - Plenarprotokoll: Wahlperiode 14/Sitzung 2: S.19.
2010/I: Landtag Nordrhein-Westfalen - Plenarprotokoll: Wahlperiode 15/Sitzung 3: S.32.
2010/II: Landtag Nordrhein-Westfalen - Plenarprotokoll: Wahlperiode 15/Sitzung 3: S.32.
2012: Landtag Nordrhein-Westfalen - Plenarprotokoll: Wahlperiode 16/Sitzung 3: S.54.
2017: Landtag Nordrhein-Westfalen - Plenarprotokoll: Wahlperiode 17/Sitzung 2: S.4.
2021: Landtag Nordrhein-Westfalen - Plenarprotokoll: Wahlperiode 17/Sitzung 146: S.9.
2022: Landtag Nordrhein-Westfalen - Plenarprotokoll: Wahlperiode 18/Sitzung 2: S.4.

Die Gestaltung der Tabellen und die Angaben zu allen Ergebnissen in Prozent und zur Mandatsverteilung gehen auf eigene Berechnungen nach den Angaben in o.a. Quellen zurück.

Zuletzt aktualisiert: 20.06.2023
Valentin Schröder
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