Weimarer Republik 1918-1933
Volksabstimmungen und reichsweite Volksbegehren und Volksentscheide
Gesamtergebnisse

Volksbegehren und Volksentscheid zur Enteignung der Fürstenvermögen von 1926
    Volksbegehren am 4.-17.3.1926   Volksentscheid am 20.6.1926
  Berechtigt Eintragungen Eintragungen %   Berechtigt Abgegeben Beteiligung Gültig Ungültig Ungültig % Ja Nein Ja in % der Berechtigten Ja in % der Gültigen  
  Gesamtergebnis 39421617 12523750 31,8   39787013 15599890 39,2 15040895 558995 3,6 14455181 585714 36,3 96,1  

Berechtigt: Zahl der Stimmberechtigten zum Volksbegehren (Volksbegehren, entspricht der Zahl der Wahlberechtigten zur Wahl des Reichspräsidenten vom 26.4.1925) bzw. Zahl der ortsansässigen Stimmberechtigten überhaupt (Volksentscheid)
Eintragungen: Zahl der gültigen Eintragungen in die Stimmlisten für den Gesetzesentwurf über Enteignung der Fürstenvermögen
Abgegeben: Zahl der ortsansässigen Stimmberechtigten, die sich an der Abstimmung beteiligt haben
Abstimmungsbeteiligung: Anteil der Abgegebenen an den Berechtigten

Volksbegehren zum Panzerkreuzerverbot von 1928
    Volksbegehren am 3.-16.10.1928  
  Berechtigt Eintragungen Eintragungen %  
  Gesamtergebnis 41340691 1216968 2,9  

Berechtigt: Zahl der Stimmberechtigten zum Volksbegehren (entspricht der Zahl der Wahlberechtigen für die Reichstagswahl vom 20.5.1928).
Eintragungen: Zahl der gültigen Eintragungen in die Stimmlisten für ein Gesetz über das Verbot des Baues von Panzerkreuzern und Kreuzern
Abgegeben: Zahl der ortsansässigen Stimmberechtigten, die sich an der Abstimmung beteiligt haben
Abstimmungsbeteiligung: Anteil der Abgegebenen an den Berechtigten

Volksbegehren und Volksentscheid zum Young-Plan von 1929
    Volksbegehren am 16.-29.10.1929   Volksentscheid am 22.12.1929
  Berechtigt Eintragungen Eintragungen %   Berechtigt Abgegeben Beteiligung Gültig Ungültig Ungültig % Ja in % der Berechtigten Ja in % der Gültigen Ja Nein  
  Gesamtergebnis 41278897 4137193 10,02   42323473 6308578 14,9 6177085 131493 2,1 13,8 94,5 5838890 338195  

Berechtigt: Zahl der ortsansässigen Stimmberechtigten (Volksbegehren, entspricht der Zahl der Wahlberechtigten zur Wahl des Reichstags am 20.5.1928) bzw. Zahl der ortsansässigen Stimmberechtigten zusammen (nach der Stimmliste und Zahl der ausgestellten Stimmscheine) (Volksentscheid)
Eintragungen: Zahl der gültigen Eintragungen in die Stimmlisten für ein Gesetz über Enteignung der Fürstenvermögen
Abgegeben: Zahl der ortsansässigen Stimmberechtigten, die sich an der Abstimmung beteiligt haben
Abstimmungsbeteiligung: Anteil der Abgegebenen an den Berechtigten
Unterstrichen: die notwendige Mehrheit für die Vorlage des Gesetzesentwurfs an den Reichstag wurde erreicht

Erläuterungen:
In der Weimarer Republik bestand die Möglichkeit, auf dem Weg eines Volksbegehrens dem Reichstag Gesetzentwürfe unmittelbar zur Zustimmung vorzulegen. Ein solches Volksbegehren war erfolgreich, wenn mindestens 10% der Wahlberechtigten der je vorherigen Wahl zum Reichstag bzw. zum Reichspräsidenten ("Stimmberechtigte" genannt) sich in über einen Zeitraum von 14 Tagen ausliegende Stimmlisten eingetragen hatten. Stimmte der Reichstag dem Gesetzesentwurf nicht zu oder änderte er ihn ab, so wurde ein Volksentscheid durchgeführt. Durch den Volksentscheid wurde der ursprüngliche Gesetzesentwurf Gesetz, wenn mindestens 50% der Stimmberechtigten für seine Annahme stimmten. Bei Volksbegehren und Volksentscheid fungierten die Reichstagswahlkreise organisatorisch als Stimmkreise.

Neben zahlreichen Versuchen, ein Volksbegehren einzuleiten, kam es zwischen 1920 und 1933 nur zu drei Gesetzesentwürfen, über die ein Volksbegehren tatsächlich abgehalten wurde. Die Ergebnisse dieser drei Versuche werden hier dargestellt. Das Volksbegehren zum Panzerkreuzerverbot von 1928, das vor allem von der KPD unterstützt wurde, scheiterte an der 10%-Hürde. Die übrigen beiden Volksbegehren - das vor allem von KPD und SPD unterstützte Volksbegehren zur Enteignung der Fürstenvermögen von 1926 und das vor allem von der DNVP unterstützte Volksbegehren zur Ablehnung des Young-Plans von 1929 - waren zwar zunächst erfolgreich. Jedoch stimmte der Reichstag den Gesetzesentwürfen nicht zu. Die daraufhin durchgeführten Volksentscheide scheiterten beide an der 50%-Hürde. Letztlich war damit auf Reichsebene keine einzige Bestrebung direktdemokratischer Mitwirkung auf dem Wege der Gesetzgebung erfolgreich.

Quellen:
1926: Statistisches Reichsamt (Bearb.) 1926: Volksbegehren und Volksentscheid "Enteignung der Fürstenvermögen". Statistik des Deutschen Reichs, Bd.332. Berlin: Verlag von Reimar Hobbing; S.3-7.
1928: Deutscher Reichs- und Preußischer Staatsanzeiger Nr.279 vom 29.11.1928, S.1.; dergl. Nr.217 vom 17.9.1928, S.1.
1929: Statistisches Reichsamt (Bearb.) 1931: Anhang: Volksbegehren und Volksentscheid über den Entwurf eines "Gesetzes gegen die Versklavung des Deutschen Volkes"; in: Dass.: Die Wahlen zum Reichstag am 20. Mai 1928 (Vierte Wahlperiode) Heft III. Statistik des Deutschen Reichs Bd. 372 III. Berlin: Verlag von Reimar Hobbing. S.35-37.

Die Gestaltung der Tabellen und die Angaben zu allen Ergebnissen in Prozent und zur Mandatsverteilung gehen auf eigene Berechnungen auf Grundlage der Angaben in o.a. Quellen zurück.

Zuletzt aktualisiert: 20.03.2010
Valentin Schröder
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